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Klinischer Marker

Individuelle basale Tryptasekonzentration

Bei gesunden Menschen liegt die Basalkonzentration in einem Bereich von ungefähr 1 bis 15 µg/l. Bei einer von Thermo Fisher Scientific, Phadia AB durchgeführten internen Studie mit 126 offenbar gesunden Personen lag dieser Bereich zwischen 2 und 12 µg/l bei zwei Standardabweichungen vom Mittelwert. Allerdings kann die Basalkonzentration auch bei einem gesunden Menschen bis zu 20 µg/l betragen.

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Jeder Mensch verfügt über eine individuelle Basalkonzentration, die im Verlauf der Zeit normalerweise stabil ist. Bei einer Studie mit augenscheinlich gesunden Personen, denen im Abstand von vier Jahren Proben entnommen wurden, blieb die basale Tryptasekonzentration nahezu unverändert. Die Studie wurde von Thermo Fisher Scientific, Phadia AB durchgeführt.

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Risikomarker für schwere Reaktionen

Hohe basale Tryptasekonzentration, ein Risikofaktor für schwere Reaktionen

Manche Menschen mit erhöhten basalen Tryptasekonzentrationen (ca. > 10 µg/l) gelten als stark gefährdet in Bezug auf schwere anaphylaktische Reaktionen. Konzentrationen zwischen 10 und 20 µg/l deuten auf eine übermäßige Mastzellenanhäufung hin, wobei nicht unbedingt eine Mastozytose zugrunde liegen muss. Das erhöhte Risiko gilt insbesondere für Personen mit einer bekannten Vorgeschichte hinsichtlich systemischer Reaktionen.

Risikopatienten mit schweren Reaktionen auf Insektengifte und Arzneimittel

Hohe Tryptasekonzentrationen als Risikofaktor wurden besonders bei der Abklärung und Behandlung von schweren Reaktionen auf Insektengifte näher untersucht (Spezifische Immuntherapie: SIT). Ferner können hohe Basalkonzentrationen auch einen Risikofaktor für schwere Reaktionen bei Operationen darstellen. Dort werden die Reaktionen durch Anästhetika und andere perioperative Substanzen ausgelöst.

Tryptase als klinischer Marker bei schweren Reaktionen auf Insektengift

Insbesondere Gifte von Hymenoptera, normalerweise Bienen, Wespen und Ameisen, können Auslöser von schweren anaphylaktischen Reaktionen sein. Durchschnittlich liegt die Prävalenz von systemischen anaphylaktischen Reaktionen auf Insektenstiche ungefähr bei 3 %. Sie schwankt bei Studien mit Selbsteinschätzung zwischen 0,3 und 7,5 %.

Prävalenz
Bis zu 25 % der Patienten mit schweren Reaktionen weisen eine hohe basale Tryptasekonzentration auf. Daher ist es wichtig, Patienten mit hohen Basalkonzentrationen zu identifizieren da diese Menschen zu schweren anaphylaktischen Reaktionen neigen. Identifizieren von Risikopatienten mit hohen basalen Tryptasekonzentrationen

Ursache einer erhöhten Konzentration kann eine zugrunde liegende Mastozytose sein.

 

Die EAACI (European Academy of Allergy and Clinical Immunology) hat in ihren Positionspapieren Richtlinien festgelegt für

  • Diagnose
  • Prävention und Behandlung
EAACI Positionspapiere 2005

Der klinische Nutzen der Messung von vorübergehend erhöhten Tryptasekonzentrationen wurde bei der Diagnose und Behandlung von Patienten mit schweren Insektengiftreaktionen eingehend untersucht.

Bestätigung Anaphylaxie

Beim Auftreten schwerer Reaktionen sollten noch während der Reaktion Blutproben entnommen werden, um einen vorübergehenden Tryptaseanstieg nachzuweisen, der die Aktivierung der Mastzellen bestätigt.

 

Der Mechanismus kann IgE-vermittelt sein oder ohne immunologischen Hintergrund direkt durch die Giftkomponenten ausgelöst werden. Ein Test auf spezifische IgE-Antikörper hilft bei der Diagnose einer Insektengiftallergie.

Auslösender Mechanismus

Hohe basale Tryptasekonzentrationen erfordern eine besonders aufmerksame Patientenbehandlung

  • während der Immuntherapie (SIT)
     – besondere Vorsicht bei jeder einzelnen Behandlung
     
  • nach der SIT
    – Erwägung einer lebenslangen Behandlung
    – EpiPen® (Epinephrin-Autoinjektor) muss stets griffbereit sein
Immuntherapie-
management

 

Tryptase als klinischer Marker bei schweren perioperativen Reaktionen

Risikomarker bei Operationen

Schwere Reaktionen während Narkosen oder Operationen sind selten. Treten sie dennoch auf, ist es wichtig, den Mechanismus und die Ursache zu bestimmen. Schwere Symptome wie Bronchospasmus und Kreislaufkollaps, die eine Notfallsituation hervorrufen, werden meist sofort von Chirurgen und Anästhesisten wahrgenommen.

Krankengeschichte wichtig

Hohe basale Tryptasekonzentrationen weisen auf eine übermäßige Mastzellenanhäufung hin und können einen Risikofaktor in Bezug auf schwere Reaktionen während Operationen darstellen.

Einen weiteren Risikofaktor bildet die Sensibilisierung, d. h. das Vorhandensein spezifischer IgE-Antikörper gegen Substanzen, denen die Patienten bei einer Operation ausgesetzt sind.

Bestätigung von Anaphylaxie

Zur Bestätigung einer anaphylaktischen Reaktion hat sich das Messen des vorübergehenden Anstiegs der Tryptasekonzentration während der perioperativen Phase als hilfreiche Maßnahme etabliert.

Während der perioperativen Phase sind Patienten einer Vielzahl von Agenzien ausgesetzt, die schwere, potenziell lebensbedrohliche Gegenreaktionen verursachen können.

Beispiele für Auslösersubstanzen

  • Muskelrelaxanzien (Neuromuscular Blocking Agents, NMBA), z. B. Succinylcholin
  • Naturlatex, z. B. Handschuhe, Katheter
  • Antibiotika, z. B. Penicillin/β-Lactame
  • Desinfektionsmittel, z. B. Chlorhexidin
  • Beruhigungsmittel/Schlafmittel, z. B. Thiopental
  • Kolloide, z. B. Dextran
  • Opioide, z. B. Morphin
  • andere Substanzen, z. B. Röntgenkontrastmittel

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